Hiroshima – Stille Schreie und die Wucht der Geschichte
Japan im Frühling, unterwegs im Land der aufgehenden Sonne


Momente in Hiroshima
Hiroshima. Ein Name, der wie kaum ein anderer für eine Zeitenwende steht. Für Zerstörung – aber auch für Widerstandskraft, Mahnung und Menschlichkeit. Wer heute durch diese moderne, grüne Stadt spaziert, ahnt kaum, dass hier am 6. August 1945 innerhalb weniger Sekunden alles endete. Und gleichzeitig etwas begann: das Zeitalter der Atombombe.
Ich hatte viele Bilder im Kopf, bevor ich nach Hiroshima kam: Schwarz-weiß-Fotografien mit rauchenden Trümmern, der ikonische Atompilz, der Name Enola Gay. Doch Hiroshima ist kein Museum, keine Kulisse – es ist eine Stadt, die lebt, atmet und mit einer unglaublichen Würde das Unvorstellbare trägt.
Schon beim Ankommen merkt man: Hier ist nichts verdrängt. Im Gegenteil. Hiroshima hat seine Geschichte nicht in Vitrinen gepackt, sondern mitten ins Herz der Stadt gesetzt – in Form des Friedensparks, des A-Bomb Dome und des Friedensmuseums. Orte, an denen einem die Worte fehlen und doch so viel gesagt wird.
Aber Hiroshima ist auch Hoffnung. Es sind die lachenden Kinder am Flussufer, die Radfahrer auf dem Weg zur Arbeit, das dampfende Okonomiyaki auf dem Teller – das alles gehört genauso zu dieser Stadt wie die Mahnmale. Hiroshima zeigt, wie Zukunft geht, ohne die Vergangenheit zu leugnen. Und genau das macht einen Besuch hier so besonders.
In meinem Blogbeitrag nehme ich dich mit auf meine Reise durch Hiroshima – zwischen Gedenken, bewegenden Momenten und überraschender Lebensfreude.
Ein Ort, der wie kaum ein anderer für die Sinnlosigkeit und das unermessliche Leid des Krieges steht. Für mich persönlich ist Hiroshima – neben Nagasaki – eines der tiefsten Kapitel in der Geschichte Japans. Schon auf dem Weg dorthin gehen mir viele Gedanken durch den Kopf: Wie sieht diese Stadt heute aus? Wie gehen die Menschen mit ihrer Vergangenheit um? Und wie wird an die unzähligen Opfer erinnert?
Was wir vorfinden, ist eine moderne, lebendige Großstadt. Rund 1,2 Millionen Menschen leben heute wieder in Hiroshima. Nach dem verheerenden Atombombenabwurf am 6. August 1945 wurde die Stadt vollständig neu aufgebaut – das spürt man an jeder Straßenecke. Und doch liegt über allem ein stiller, spürbarer Nachhall der Geschichte.
Wir parken in der Nähe des Friedensparks – einem Ort des stillen Gedenkens. Zahlreiche Mahnmale erinnern hier an das Unvorstellbare. Besonders berührt hat mich die Atmosphäre am Denkmal für Sadako Sasaki, das Mädchen, das zum Symbol der Origami-Kraniche wurde. Dutzende Schülerinnen und Schüler einer japanischen Schule haben dort selbst gefaltete Kranich-Ketten überreicht. Sadako hatte als sie den Tod vor Augen hatte ein Ziel, sie wollte mit 1000 gefalteten Papier-Kranichen sich selbst beweisen das sie dem Schiksal entrinnen kann. Leider kam es nicht dazu sie starb als sie 600 der Kraniche fertig hatte,-,deshalb ist die das Symbol für die Origami-Kraniche und viel Kinder in Japan denken an sie. In einer kleinen Zeremonie – begleitet von Gesängen und vermutlich auch Reden, die ich leider sprachlich nicht verstehen konnte – zeigten sie auf beeindruckende Weise, dass Erinnerung lebendig bleibt. Es war ein Moment, der tief unter die Haut ging. Die Schülerinnen und Schüler haben dann zum Abschluss gemeinsam einen Kanon angestimmt der unterstützt von einer prof. Sängerin ein schöner Ausklang war. Du kannst es dir auf dem Video links ansehen und anhören.
Und dann gibt es auch die andere Seite. Junge Menschen, die an diesem Ort des Gedenkens mit Selfie-Sticks und Victory-Zeichen posieren, laut lachen, scheinbar ohne jedes Gespür für das, was hier einst geschah. Das tut weh. Vielleicht ist es Gedankenlosigkeit. Vielleicht fehlt auch einfach das Wissen. Aber es macht klar, wie wichtig Orte wie dieser sind.
Hiroshima ist mehr als ein Reiseziel. Es ist ein Ort, der dich verändert. Wer hier war, reist mit einem neuen Blick auf die Welt weiter – und mit der Hoffnung, dass solche Orte eines Tages nicht mehr nötig sein werden.
Fly little bird to Hiroshima
On the way a load
Speak the magic word to Hiroshima
Let the sky explode
And the world remembers his name
Remembers the flame wasHiroshima, Hiroshima, Hiroshima... Das Lied geht mir seit Tagen nicht mehr aus dem Kopf, bewegend und wenn man hier ist auch greifbar, aber unbegreifbar!
Hiroshima. Allein der Name genügt, um Geschichte in einem einzigen Wort zu bündeln. Und mitten in dieser Stadt, die wie ein Wunder aus ihrer eigenen Asche wieder auferstanden ist, steht ein Ort, der einen nicht einfach loslässt: das Hiroshima Peace Memorial Museum.
Der Eintritt? Gerade einmal 200 Yen. Das sind umgerechnet vielleicht 1,30 Euro – und dafür bekommt man keinen audiogeführten Rundgang mit sanft plätschernder Entspannungsmusik, sondern eine ungeschönte, erschütternde Reise in die dunkelsten Stunden der Menschheit.
Hier wird nichts beschönigt, nichts ausgespart. Keine Heldengeschichten. Keine glorreichen Siege. Nur der nackte Horror des 6. August 1945 um 8:15 Uhr, als ein einzelner Bombenabwurf in Sekundenbruchteilen über 70.000 Menschen tötete – und das Leben für Hunderttausende weitere unwiderruflich veränderte.
Die Ausstellung beginnt sachlich – fast kühl. Karten, Modelle, Zeitleisten. Die Vorbereitung auf das Unfassbare. Doch je weiter man geht, desto schwerer wird der Weg. Da sind die verkohlten Überreste eines Dreirads, das einem dreijährigen Jungen gehörte. Ein zerrissener Schulranzen. Fragmente von Kleidung, die in die Haut gebrannt wurden.
Und dann diese Gesichter auf Fotos – oder noch schlimmer: die Geschichten daneben. Namen. Alter. „Er starb am nächsten Morgen an schweren Verbrennungen.“ „Sie wurde nie gefunden.“
Ich dachte ehrlich gesagt, ich sei abgehärtet. Nachrichtenjunkie, mit Dokus groß geworden, emotional gut gepanzert. Aber nein.
Dieses Museum hat mich an einer Stelle erwischt, an der keine Netflix-Serie hinkommt. Es geht nicht um Schuld oder politische Diskussionen – es geht um Menschen. Und um die schmerzliche Erkenntnis, was passiert, wenn Menschlichkeit im Feuersturm vergeht.
Ironischerweise liegt gleich nebenan der Peace Memorial Park. Friedlich, grün, voller Schulklassen und Spaziergänger. Ein Ort, an dem das Leben weitergeht. Und vielleicht ist genau das die wichtigste Botschaft von Hiroshima: Nie wieder ist keine Phrase, sondern ein Auftrag. Und es beginnt mit dem Erinnern.
Wenn du in Hiroshima bist: Geh hin. Lass dich erschüttern. Lass dich berühren. Und geh verändert wieder raus. Denn wer hier nichts fühlt, ist wahrscheinlich schon längst abgestumpft.
Es ist ein sonniger Tag in Hiroshima. Die Stadt wirkt friedlich, fast zu friedlich, wenn man bedenkt, was hier am 6. August 1945 geschah. Ich schlendere durch den Friedenspark – und plötzlich stehe ich mittendrin: Hunderte von Schüler:innen, Schuluniformen, Aufgeregtheit – aber auch Ernst. Kein Klassenausflug zur Burg oder zum Shoppingzentrum. Heute geht es um Nachdenken.
Am Mahnmal für Sadako Sasaki stehen sie still. Einige legen gefaltete Kraniche nieder. Andere verbeugen sich. Es ist der Ort, an dem die Geschichte dieses Mädchens erzählt wird, das mit nur zwölf Jahren an den Spätfolgen der Atombombe starb. Sie hatte einen Plan: 1.000 Origami-Kraniche falten, weil eine alte Legende sagt, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn man es schafft. Ihr Wunsch war einfach: leben. Sie kam nur bis 640.
Heute hängen am Mahnmal Abertausende bunte Kranich-Ketten. Manche verblasst, andere frisch gefaltet. Es werden jeden Tag mehr – von Kindern aus aller Welt. Und während ich davor stehe, beschleicht mich ein Gefühl von Demut. Keine langen Reden, keine politischen Parolen – nur Papier, Hoffnung und stiller Protest gegen das, was nie wieder passieren darf. Diesen Protest tragen sie vor mit Beiträgen, Gedanken und einem angestimmten Kanon, ein bewegender Moment.
Was diese Kinder wollen? Keine neuen Kriege, keine cleveren Raketen, kein atomarer „Rückhalt“. Sie wollen Frieden. Einfach nur Frieden.
- Datum: 6. August 1945
- Ereignis: Abwurf der ersten Atombombe durch die USA
- Folgen: Über 140.000 Tote bis Ende des Jahres, völlige Zerstörung der Stadt
- Heute: Symbolstadt für Frieden, Mahnung und Verantwortung
Am 6. August 1945 um 8:15 Uhr warf die US-Armee die erste Atombombe der Welt auf Hiroshima ab. Sie trug den Namen „Little Boy“ und explodierte in etwa 600 Metern Höhe über dem Stadtzentrum.
Schätzungen zufolge starben 70.000 bis 80.000 Menschen sofort, bis Ende 1945 stieg die Zahl auf über 140.000. Viele weitere litten jahrzehntelang an den Spätfolgen der Strahlung.
Die Ruine der Hiroshima Prefectural Industrial Promotion Hall, heute als A-Bomb Dome bekannt, wurde 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt – als Mahnmal gegen den Atomkrieg.
Das Hiroshima Peace Memorial Museum zählt zu den meistbesuchten Museen Japans. Es dokumentiert eindrucksvoll die Zerstörungskraft der Bombe – und erzählt von den Schicksalen der Opfer.
Trotz vollständiger Zerstörung wurde Hiroshima ab 1949 systematisch wiederaufgebaut. Heute leben dort rund 1,2 Millionen Menschen – es ist eine moderne, lebendige Großstadt.
1955 wurde Hiroshima offiziell zur „Stadt des Friedens“ erklärt. Seitdem engagiert sich die Stadt weltweit für Abrüstung und nukleare Nichtverbreitung.
Jedes Jahr am 6. August findet im Peace Memorial Park eine große Gedenkzeremonie statt – mit Schweigeminute um exakt 8:15 Uhr.
Das Denkmal erinnert an Sadako Sasaki, ein Mädchen, das an Leukämie nach dem Bombenabwurf starb. Ihre Geschichte mit den 1000 Papierkranichen ist weltweit bekannt.
Seit 1968 richtet der Bürgermeister von Hiroshima nach jedem Atomtest weltweit ein Protestschreiben an das verantwortliche Land – mehr als 900 Briefe wurden bisher verfasst.
Hiroshima ist heute nicht nur Mahnmal, sondern auch Symbol für die Kraft des Neubeginns und für die Möglichkeit, selbst nach unermesslichem Leid in Frieden weiterzuleben.
Es braucht keinen Vortrag, keine Politik – nur diesen Moment. Ein paar Schritte durch den Park, ein Blick auf das Friedensmuseum, und schon fühlt man, wie stiller Schmerz sich in leise Hoffnung verwandeln kann. Es ist kein Ort, an dem man schnell durchhetzt. Hiroshima zwingt zum Innehalten. Und es berührt auf eine Weise, die kein Geschichtsbuch der Welt je leisten könnte.
Japan - im Blog
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Gerade zur richtigen Zeit
Danke für die praktischen Hinweise zur Reisezeit und zur Unterkunft! Ich plane gerade meine erste Japanreise und dein Artikel kam genau zur richtigen Zeit. Gibt’s bald auch was über Japan im Sommer? 😊Kosten fehlen...
Der Beitrag ist wirklich schön geschrieben, aber mir fehlt ein bisschen die Info zu den Kosten vor Ort. Gerade Japan gilt ja als eher teuer – ein kleiner Abschnitt zu Tagesbudget oder Spartipps wäre super gewesen!Danke für die Infos
Cooler Artikel, aber es wäre toll, wenn du noch ein bisschen mehr über das Essen geschrieben hättest! Streetfood, regionale Spezialitäten – das ist für viele (mich eingeschlossen 😄) ein Highlight jeder Reise.Japan ist mein Traum
Klasse Beitrag! Besonders die Erklärungen zum Verhalten in öffentliche n Verkehrsmitteln und Restaurants waren sehr aufschlussreich . Perfekt für Japan-Reisende! Ich bin gespannt auf deine Berichte und hoffe, dass ich nächstes Jahr auch alles mal selbst erleben kann.Benimmregeln in Japan
Super spannend zu lesen, wie wichtig Höflichkeit in Japan ist. Der Artikel bringt die kulturellen Unterschiede toll rüber und hilft, peinliche Fettnäpfchen zu vermeiden!